Hydrostößel: Aufbau und Funktion (Fachartikel)

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Autor: Herbert BeitragVerfasst am: 03-02-2013, 20:26    Titel: Hydrostößel: Aufbau und Funktion

Der nachfolgende Text behandelt den Aufbau und die Funktion von Hydrostößeln, wie sie in den meisten VW TDI Motoren verbaut sein dürften, hier am Beispiel Teile-Nr. 034 109 309 AD wie im 1Z TDI verwendet.

Bild 1 zeigt ein Schnittbild, Bild 2 die Einzelteile des zerlegten Hydrostößels.

Funktion:
Im Betrieb wird der Hydrostößel im ZK über die Ringnut 1a und den Ölkanal 1b durch das unter Druck stehende Motoröl gefüllt. Das Öl wird über die Vorratskammer 1d und den Ölkanal 1c weiter in den Kolben 2 und in das Volumen zwischen Kolben und Stößelzylinder gedrückt. Der Stößelkern wird dabei zusätzlich zur Federkraft auseinandergedrückt, so daß Stößelgehäuse und Stößelkern auf Anschlag an der NW bzw. dem Ventil liegen.
Der Öldruck reicht nicht dazu aus, das Ventil gegen die Kraft der Ventilfeder aufzudrücken. Das Rückschlagventil schließt, sobald der Öldruck im Stößelzylinder gleich dem Druck in der Vorratskammer ist, oder höher. Damit ist der Stößelkern starr. Der auflaufende Nocken der NW kann das Ventil öffnen.
Über die Spalte zwischen Kolben und Stößelzylinder sowie zwischen Stößelzylinder und Stößelgehäuse fließt Lecköl in den ZK ab.
Bei ablaufendem Nocken wird der Stößel entlastet. Leckölverluste werden durch nachgedrücktes Öl ausgeglichen. Die Stößelfeder und das durch das Rückschlagventil nachgedrückte Öl sorgen dafür, daß Stößelgehäuse und –kern weiter auf Anschlag stehen.
Unterschieldiche thermische Ausdehnung wird fortlaufen durch das Wechselspiel zwischen Leckölverlust und Füllung durch Öldruck ausgeglichen.

Handhabung:
Da durch die Stößelfeder der Stößelkern grundsätzlich auf Anschlag auseinandergedrückt wird, dehnt er sich am ausgebauten Hydrostößel oder am nach NW-Ausbau entspannten Hydrostößel auf volle Länge aus. Der Zylinder füllt sich dabei auf Grund der erzeugten Druckdifferenz aus der Vorratskammer auf.
Deshalb ist es unbedingt erforderlich, daß die Hydrostößel nach dem Einbau der Nockenwelle Zeit zum Entleeren haben (Lecköl), damit Ventile nicht ungewollt überstehen. Der Hersteller gibt dazu 30 min vor.
die Vorratskammer der Hydrostößel läuft leer, wenn diese mit der NW-Lauffläche nach oben gelagert werden. Dies führt zu längerer Dauer der Entlüftung. Es empfiehlt sich, Hydrostößel mit der Lauffläche nach unten zu lagern. "Falsches" Lagern führt nicht zu einem Ausdehnen des Stößelkerns.

Fehler und Defekte:
Ölrückstände etc. können zu Verkleben führen. Gebrauchte Hydrostößel sollten vor dem Wiedereinbau auf Gängigkeit und Durchlässigkeit der Leckölspalte geprüft werden, damit ein Entleeren des Stößelkerns auf die erforderliche Länge gewährleistet ist.
Dazu den Stößelkern mit geeignetem Zubehör im Schraubstock mit Gefühl leerpressen. Das Leerpressen muß in etwa 10 sec möglich sein. Bei Verdacht den Hydrostößel ersetzen, ersatzweise den Stößelkern mit einem beherzten Ruck aus dem Gehäuse ziehen, und alles mit Waschbenzin reinigen. Eine Befüllung mit Öl vor dem Zusammenbau vereinfacht die Entlüftung.
die Lauffläche der NW darf keine Ausbruchstellen zeigen, bei Vorhandensein den Hydrostößel ersetzen;
sofern bei klappernden, leeren Hydrostößeln am Motor andere Ursachen ausgeschlossen sind (Ölmangel, falsches Öl, zu geringer Öldruck durch Toleranzen im ZK), kommen als Ursache innerer mechanischer Defekt oder Verunreinigung in Frage. Die sinnvolle Lösung ist auch hier der Austausch, ansonsten ersatzweise ein Reinigungsversuch.



Hydrostoessel-Schnittzeichnung.jpg
 Beschreibung:
 Bild 1: Schnittbild des Hydrostößels

1 – Stößelgehäuse mit Ringnut (1a), Ölkanal (1b), (1c), Vorratskammer (1d);
2 – Kolben;
3 – Ventilkugel;
4 – Ventilfeder;
5 – Federkappe;
6 – Stößelfeder;
7 – Stößelzylinder mit Sicherungsring (7a);
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Hydrostoessel-Schnittzeichnung.jpg


Hydrostoessel-Teile.jpg
 Beschreibung:
 Bild 2: Einzelteile des Hydrostößels (Kennzeichnung der Teile wie in Bild 1)

Die Teile 2 – 7 bilden zusammengesetzt den hydraulisch variablen Stößelkern, welcher durch den Sicherungsring 7a im Stößelgehäuse gehalten wird.

Die Stößelfeder 6 drückt den Kolben 2 und den Stößelzylinder 7 auseinander, im komplett integrierten ZK auf Anschlag gegen die NW und den Ventilschaft, ansonsten bis zur Anlage des Sicherungsrings 7a am Stößelgehäuse 1.

Die Teile 2-5 bilden ein Rückschlagventil.
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Hydrostoessel-Teile.jpg


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