Anpassungskanäle beim TDI-Motor (Fachartikel)

Dieselschrauber -> Fehlersuche & Anleitungen
Autor: ulfWohnort: Saarland BeitragVerfasst am: 28-10-2004, 17:43    Titel: Anpassungskanäle beim TDI-Motor

Bei VAG TDIs können verschiedene Betriebsparameter über die Diagnose-Funktion "Anpassung" (= Adaption) verändert werden, wenn ein Login mit 12233 erfolgt ist (Leerlaufdrehzahl geht u.U. auch ohne Login).
Manche MSG (V6?) wollen 26262 als Login.

Aufgrund diverser Anfragen im Forum wird hier die Funktion der verschiedenen Anpassungen erläutert. Zur Arbeit ist ein Diagnosetool wie VCDS notwendig.

Der mögliche Wertebereich der Adaptions-Eingaben kann von Kanal zu Kanal und Motor zu Motor verschieden sein. Je nach Motor bzw. Softwarestand können auch bestimmte Kanäle gesperrt sein.

Um mögliche Maximal- und Minimalwerte herauszufinden, kann man sehr hohe bzw. niedrige Eingaben machen. Überschreitet die Eingabe den zulässigen Wertebereich, so wird das mögliche Minimum bzw. Maximum angezeigt.

Wissensfreies Herumprobieren mit den Adaptionskanälen kann Motorstörungen oder -Schäden verursachen!
Ähnliches gilt für Lotterien mit irgendwelchen anderen (angeblichen) Login-Codes: Dabei können u.U. Software-Einstellungen verändert werden, ohne daß der Rückweg bekannt ist!



Kanal 1 verändert das Pumpenkennfeld = Zusammenhang von Einspritzmenge, RWG-Spannung bzw. Förderwinkel (bei PD’s) und Motordrehzahl. Verschoben wird das gesamte Kennfeld entlang der Mengenachse.
Da dieses Kennfeld Bestandteil der Mengeregelungs-Rückmeldeschleife ist, wird bei aufwärts-adaptierter Menge im Leerlauf eine geringere Einspritzmenge angezeigt und umgekehrt.

Verständnishilfe (danke an Gremlin):
Möglichst viele Verbraucher zuschalten (Klima, Scheibenheizung, Licht usw). Den Motor mit dem Gaspedal auf ca. 2000 rpm bringen und die Gaspedalstellung nicht mehr verändern!
Dann den neuen Adaptionswert eingeben. Anhand der Drehzahländerung wird die Wirkungsweise sofort deutlich.


Der Gesamtspielraum beträgt nur wenige mg/Hub. Daher ist dieser Ansatz nicht für ein spürbares Tuning geeignet, sondern nur um leichte Ruckelprobleme zu beseitigen (-> kleinere Werte speichern) oder die Abregeldrehzahl in den Sollbereich zu bekommen.

Die Wirkung kann gewöhnlich an der angezeigten Leerlaufmenge abgelesen werden.
Bei manchen Motoren (PD) scheint die Adaption des Kanals 1 nach bisherigen Erfahrungen aber gar keine Wirkung zu zeigen.


Kanal 2 verändert die Leerlaufdrehzahl.
Die Adaption sollte bei möglichst geringer Motorlast (= elektrische Verbraucher und Klima aus) erfolgen, damit die Leerlaufregelung ohne wechselnde Lastmomente den neuen Wert ansteuern kann.


Kanal 3 verändert die Soll-Luftmasse (wichtig im AGR-Betrieb).
Bei Leerlauf und Teillast liegt die angesaugte Luftmasse ohne AGR über der Soll-Luftmasse. Das AGR-Ventil wird jeweils so weit geöffnet, daß der Frischluftanteil über dem Soll durch Abgase ersetzt wird.
Wird der Sollwert erhöht (-> höhere Werte speichern), so verringert sich der überschüssige Frischluftanteil und damit die rückgeführte Abgasmasse, und umgekehrt.
Die Wirkung kann im MWB 3, Feld 2 (LM-Sollwert) abgelesen werden.
Ein Ausgleich von Leistungsverlust wegen zu geringer LMM-Werte ist nicht möglich, da die AGR bei Volllast geschlossen ist und die Einspritzmenge anhand des LMM-Istwertes (nicht des Sollwertes) begrenzt wird.


Kanal 4 verändert das Spritzbeginnkennfeld = Zusammenhang von Spritzbeginn, Einspritzmenge und Motordrehzahl. Verschoben wird das gesamte Kennfeld entlang der Spritzbeginn-Achse.
Die Wirkung lässt sich direkt im MWB 4 ablesen.
Jede Vorverlegung des Spritzbeginns erhöht die Spitzendrücke im Motor und kann z.B. ZKD-Schäden begünstigen, besonders in Verbindung mit einem Chiptuning!
Bei vielen PDs ist der Kanal 4 gegen Adaptionen gesperrt.


Kanal 5 verändert die Startmenge. Bei sonst unlösbaren Startproblemen kann das Speichern eines höheren Wertes Abhilfe schaffen.

Als Werkswert ist meistens in allen Kanälen 32768 oder 128 (bei älteren 8-Bit-MSG) eingetragen.
Bei der Erforschung rätselhafter Fehler kann es sinnvoll sein, zunächst diese Werte zu speichern.


Verändern der Vorglühzeit:
http://community.dieselschrauber.de/viewtopic.php?t=11122

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